Roman: 2qm orange

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Leseprobe

Louise, ein und aus. Wenn du atmest, wird dein Gehirn mit Sauerstoff versorgt und du kannst noch denken, also atmen. Dann kann dein Gehirn diese Informationen verarbeiten. Doch irgendwie geht das nicht. Atmen schon. Doch denken nicht. Ich starre, auf den Teppich und fange an die einzelnen gewebten Fäden anzustarren. Und ich überlege kurz, ob ich sie zählen soll. Das würde kurz ein bisschen Ordnung schaffen. Okay, Louise, jetzt verlierst du deinen Verstand.

Und plötzlich habe ich das Gefühl, wegrennt zu müssen. Doch gleichzeitig kann ich mich keinen Zentimeter bewegen. Auf allen Vieren kauere ich auf dem Teppich vor meinem Sofa, meinem Mann, mit dem ich eine Zukunft hatte. Und auf einmal scheint nichts davon mehr zu mir, zu meinem Leben zu gehören. Man sagt ja, wenn ein geliebter Mensch stirbt, bleibt einmal die Uhr stehen. Vielleicht gilt das auch fürs sprichwörtliche Brechen eines Herzens. In beiden Fällen bleibt die Zeit stehen. Der Schmerz wird unerträglich und scheint nie aufzuhören. Im gleichen Atemzug setzt eine Taubheit ein. Schutzfunktion des Gehirns im Schock. Das pure Überleben und Funktionieren wird wichtig, alles andere als atmen wird unwichtig. Ich nehme kaum noch wahr, was um mich herum passiert. Ich höre, wie im Schlafzimmer Schranktüren geöffnet, Taschen gepackt und Schranktüren geschlossen werden. Paul muss aufgestanden sein, wann, wie spät ist es? Ah, das spielt ja eigentlich keine Rolle. Vorhin, als alles irgendwie noch in Ordnung war, ist vorbei. Paul und Louise sind vorbei.

„Du, ich bin jetzt erst einmal weg. Wenn was ist, rufst du an ja? Morgen bin ich wieder hier und wir reden in Ruhe, wie wir alles machen“, sagt Paul und steht auf einmal wieder hinter mir. Aus mir kommt ein merkwürdiges, hysterisches Lachen. „In wessen Film bin ich denn hier wieder gelandet? Louise Flachs verliert den Verstand, produziert von dem Universum, das heute einen schlechten Tag hat.“ sage ich mehr zu mir selbst als zu Paul. „Bis morgen.“ Sagt der recht leise und kleinlaut. Und dann fällt auch schon die Wohnungstür ins Schloss. Es wird ganz still. So still, dass ganz leise das Ticken der Wanduhr aus der Küche zu hören ist. Die Welt dreht sich also noch. Mein Herz ist nicht stehengeblieben. Tickt nur etwas leiser vor sich hin. Aber immerhin.

Die Katastrophe zuerst

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Der Roman ist 2023 erschienen.

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